Die Klage gegen OpenAI: Eine wohl berechtigte Forderung

Wie zahlreiche Medien, etwa INSIDE IT berichten, verklagen kanadische Medien OpenAI, weil ihre Inhalte für das Training der KI genutzt wurden.

Die Klage ist meines Erachtens nachvollziehbar und gerechtfertigt. Vor allem Qualitätsmedien investieren erhebliche Ressourcen in gründliche Recherchen, das Verfassen und Redigieren von Artikeln sowie in den Aufbau und Erhalt einer professionellen Online-Infrastruktur. Wie ich in meinem Beitrag über die Suchfunktion von ChatGPT 4o bereits dargelegt habe, müssen diese Medien nun mit weniger Klicks – und damit auch mit geringeren Werbeeinnahmen – rechnen, während ChatGPT mit ihren Inhalten immense Gewinne erzielt.

Was passiert, wenn KI von Qualitätsmedien ausgeschlossen wird?

Doch was wäre, wenn ChatGPT und andere KI-Modelle von Qualitätsmedien und anderen hochwertigen Inhaltsanbietern ausgeschlossen würden? Technisch scheint dies möglich zu sein – wie genau, werde ich demnächst erklären. Die Folgen wären fatal: Die Modelle würden zwangsläufig stärker auf Propaganda- und Fake-News-Inhalte zugreifen und diese ungewollt aufwerten. Auch bei weniger kontroversen Themen würde die Qualität der Antworten leiden.

Ein Problem, das über KI hinausgeht

Das Problem reicht jedoch weit über die Künstliche Intelligenz hinaus. Vor Kurzem machte die österreichische Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig auf Bluesky auf eine Studie der Pennsylvania State University aufmerksam. Diese zeigte, dass 75 % der in sozialen Medien geteilten Links nie zuvor angeklickt wurden.

Die Userin Kadsenchaos kommentierte dazu, dass dies kein Wunder sei, da man „in 70% der Fälle direkt vor einer Paywall landet“. Auch wenn diese Zahl wohl nur eine Schätzung ist, klingt die These plausibel. Mich persönlich ärgert es täglich mehrfach, wenn ich auf einen spannenden Link klicke – und dann an einer Paywall scheitere.

Wenige frei oder zumindest kostengünstig zugängliche Qualitätsmedien

Glücklicherweise gibt es in Österreich noch einige kostenfreie Alternativen. Die (mittlerweile stark eingeschränkte) Website ORF ON und derStandard.at sind kostenlos zugänglich. Auch die Wiener Zeitung, die zwar nicht mehr als klassische Tageszeitung fungiert, bietet exzellente, kostenfrei zugängliche Berichte. Über Readly habe ich Zugang zur Printversion des Standard, zur Presse sowie zu internationalen Qualitätsmedien wie der deutschen Welt, der NZZ aus der Schweiz sowie Wochenmagazinen wie Profil und News aus Österreich oder dem deutschen Focus. Fremdsprachige Titel lasse ich hier einmal außen vor.

Natürlich gibt es noch weitere Medien wie die Salzburger Nachrichten, den Kurier, die Zeit, die FAZ, die Süddeutsche Zeitung oder den Spiegel, die ich gerne regelmäßig lesen würde. Doch diese Abos würden mein Budget überstrapazieren.

Gefahr durch Propaganda und Fake-News-Portale

Demgegenüber steht eine wachsende Anzahl frei zugänglicher Propaganda- und Fake-News-Portale – häufig, aber nicht ausschließlich aus dem extrem rechten Spektrum. Dank kostenloser WordPress-Templates und minimaler technischer Kenntnisse lassen sich solche Portale heute innerhalb weniger Stunden einrichten und optisch so gestalten, dass sie kaum von seriösen Medien zu unterscheiden sind.

Wie kann Qualitätsjournalismus gerettet werden?

Wenn wir Demokratie, Gesundheit und Sicherheit schützen wollen, müssen wir Wege finden, Qualitätsjournalismus rentabel zu machen und gleichzeitig zugänglicher zu gestalten – ohne dabei den Eindruck zu erwecken, „vom Staat gekauft“ zu sein. Es ist eine Herausforderung, aber auch eine Notwendigkeit.